Was der Friedensnobelpreis 2024 mit dem Lassalle-Haus Bad Schönbrunn zu tun hat…
Die Verleihung des Friedensnobelpreis 2024 an die japanische Anti-Atomwaffen-Organisation Nihon Hidankyo rückt nicht nur die neue globale Bedrohung durch atomare Konflikte zurück in den Fokus. Als Opfer-Organisation setzt sich Nihon Hidankyo für Frieden ein, statt nach Vergeltung zu rufen. Damit erinnert uns der Preis auch in neuer Weise daran, wie sich der Namensgebers unseres Hauses, Pater Hugo Makibi Enomiya-Lassalle SJ, zeitlebens für den Weltfrieden engagierte. Lassalle war Pfarrer von Hiroshima. Den Atombomben-Abwurf am 6. August 1945 um 8.15 Uhr hat er als Augenzeuge erlebt und überlebt. Als Zeuge dieser humanitären Katastrophe engagierte er sich bis an das Ende seines Lebens für den Weltfrieden. Am 18. September 1945 schrieb er in seinem Tagebuch: „Da mir das Leben noch einmal geschenkt ist, will ich mit neuer Kraft alles tun für den eigenen Fortschritt und zum Heil der Seelen.“ Ein zentrales Element bildet die von ihm als Pionier in den Westen vermittelte Zen-Meditation als eine Friede stiftende Praxis. Über Niklaus Brantschen wird sie seit Jahren im Lassalle-Haus Bad Schönbrunn gepflegt. Denn jede „Spiritualität“, die sich nicht sozial zeigt, im aktiven Einsatz für Frieden, für Menschlichkeit und Gerechtigkeit, ist keine geisterfüllte Spiritualität – sondern bleibt doch bloss Egoismus. Lassalles Perspektive, so schreibt es seine Biografin Ursula Baatz in einer Email, „war, kurz gesagt, dass Zenpraxis einen Beitrag zum Weltfrieden leistet, da durch diese Praxis der Egoismus, die Quelle aller Konflikte und Gewalt, mindestens etwas weniger werden kann; wichtig war für ihn die Idee, über ein dualistisches Denken – Freund/Feind etc. – hinauszugehen und andere Wege der Konfliktbearbeitung zu suchen als Gewalt.“ In Hiroshima steht die am 6. August 1954 eingeweihte „Gedächtniskathedrale für den Weltfrieden", bis heute ein Wahrzeichen der Stadt und zum wichtigen Kulturgut Japans ernannt. Entworfen wurde sie von Murano Togo, einem der wichtigsten zeitgenössischen Architekten Japans. Sie verbindet christliche und japanische Motive wie die Leuchten in Form von Lotosblüten und eine kleine Brücke am Eingang – ganz so wie bei einem Shinto-Schrein. Das von Lassalle vorgelebte konkrete Beispiel, sein Wandern zwischen Ost und West, zwischen der Welt des Zens und jener des christlichen Abendlandes, ist uns ermutigendes Vorbild und zeitloser Auftrag: Inspiriert von Nostra aetate („In unserer Zeit“), der Erklärung des zweiten Vatikanischen Konzils von 1965 über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen, baute er unermüdlich an Brücken zwischen Ost und West und festigte sie. Dieser Auftrag ist heute dringlicher denn je. Es braucht Orte wie das Lassalle-Haus Bad Schönbrunn, an dem der Dialog zwischen Kulturen, Religionen, Denkschulen und Lebenswelten gelingen kann. Der Friedensnobelpreis 2024 ist uns eine Bestätigung, dass wir den Namen Lassalle zurecht tragen. 08.11.2024 / Leslie Arnold Die Strategiegruppe ist aktuell dabei, die Rahmenbedingungen der LASSALLE-Gemeinschaft (LG) zu erarbeiten: strukturell in Richtung einer Vereinsgründung sowie bezogen auf die in Bad Schönbrunn verfügbaren Räumlichkeiten.
Zugleich plant sie den Alltag in Bad Schönbrunn so, dass Gäste willkommen geheißen werden können:
Am 25. Mai 2025 fand im Lassalle-Haus in Bad Schönbrunn ein bedeutendes Treffen statt: Der Kick-off der LASSALLE-Gemeinschaft (LG). Unter dem Motto „Ein Zeichen setzen – dem Erbe Zukunft verleihen“ kamen 35 Freunde und Freundinnen des Lassalle-Hauses zusammen, begleitet von den Jesuiten Niklaus Brantschen, Toni Kurmann und Bruno Brantschen sowie dem Prozessinitiator Frank Kretschmar. Ziel war es, die Gemeinschaft zu gründen und den Geist des Lassalle-Hauses in die Zukunft zu tragen.
Ein Ort der Liebe, Gemeinschaft und Heimat Das Treffen begann mit einer Vorstellungsrunde, die die tiefe Verbundenheit der Teilnehmenden mit dem Lassalle-Haus offenbarte. Viele beschrieben den Ort als „spirituelle Heimat“ und „Kraftort“, der durch seine Natur, Gottesdienste und die Begegnungen mit anderen Menschen geprägt ist. Gleichzeitig wurde die bevorstehende Schließung des Hauses mit Trauer und Sorge aufgenommen. Die Frage „Wie kann der Geist des Lassalle-Hauses weiterleben?“ stand im Raum. Geschichten, die verbinden in zentraler Bestandteil des Treffens war das Erzählen von Geschichten. In kleinen und großen Runden wurden persönliche Erlebnisse geteilt, die die spirituelle Tiefe und die besondere Atmosphäre des Lassalle-Hauses widerspiegelten. Von mystagogischen Osterspaziergängen bis hin zu alltäglichen Momenten der Stimmigkeit und Bedeutung – die Geschichten zeigten, wie der Genius loci des Hauses Menschen berührt und inspiriert. Kreise der Gemeinschaft Am Nachmittag wurde die Struktur der LASSALLE-Gemeinschaft diskutiert. Verschiedene Kreise von Freiwilligen wurden definiert, die sich mit unterschiedlicher Intensität für die Zukunft des Hauses engagieren. Von einem äußeren Kreis, der alle Unterstützer umfasst, bis hin zu einem innersten Kreis, der Raum für spirituelle Kraft und Energie bietet, soll die Gemeinschaft flexibel und offen bleiben. Praktische Aufgaben wie Administration, Öffentlichkeitsarbeit und Gästebetreuung wurden ebenfalls angesprochen. Die Zukunft gestalten Die LASSALLE-Gemeinschaft steht vor großen Herausforderungen: Die Immobilie des Lassalle-Hauses muss erhalten werden, und gleichzeitig soll der Geist des Hauses weitergetragen werden – mit oder ohne die Jesuiten. Veranstaltungen wie Matinees und Soirees sind geplant, um den Spirit lebendig zu halten. Die Struktur der Gemeinschaft bleibt bewusst offen, um sich organisch entwickeln zu können. Pilotphase und Zeitplan Die Pilotphase der Gemeinschaft ist zunächst auf ein Jahr ausgelegt. Bis Anfang Juli 2025 wird die Vorplanung abgeschlossen, und am 6. Juli findet eine Auftaktveranstaltung mit einem gemeinsamen Ritual statt. Weitere Treffen sind für Oktober geplant. Ein Zeichen der Hoffnung Die Gründung der LASSALLE-Gemeinschaft ist ein mutiger Schritt, um den Geist des Lassalle-Hauses in eine neue Ära zu führen. Mit Offenheit, Vielfalt und einem tiefen Sinn für Gemeinschaft soll ein Ort der Spiritualität und Inspiration erhalten bleiben – ein Ort, der Menschen verbindet und ihnen Heimat bietet. Trotz des Endes von Hotellerie und Gastronomie bleibt das Lassalle-Haus ein Ort für spirituelles Leben, Dialog und Gemeinschaft. Ab Juli 2025 startet eine neue Phase: Eine Gruppe von Jesuiten und Gleichgesinnten möchte das Erbe des Hauses bewahren und weiterentwickeln. Geplant sind tägliche Meditationen, neue Gottesdienstformate und Veranstaltungen, die Raum für Begegnung schaffen. Dieses einjährige Experiment soll neue Wege für die künftige Nutzung des Lassalle-Hauses aufzeigen und spirituelle Bildung auch ohne stationären Hotelbetrieb ermöglichen.
Ab Juli 2025 wird das Lassalle-Haus in Edlibach seinen Hotel- und Gastronomiebetrieb beenden. Grund sind der Rückgang der Nachfrage und gestiegene Kosten. Das spirituelle Zentrum bleibt jedoch mit einer Jesuitengemeinschaft, Gottesdiensten und Tagesveranstaltungen bestehen. Mehrtägige Kurse finden künftig extern statt. Verein und Jesuitenorden prüfen neue Nutzungen für das denkmalgeschützte Haus. Die Grundausrichtung des Hauses auf Spiritualität, Bildung und Gemeinwohl bleibt dabei erhalten.
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